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Just arrived - Ryou Banno

von Pedro Torres
Ryou Banno

Ein interessantes Detail über Sie ist, dass sie ehemaliger Akademist der LPOA (Luxembourg Philharmonic Orchestra Academy) sind. Nach drei Monaten in der Akademie wurden Sie Teil des Luxembourg Philharmonic. Was hat sich für Sie verändert? Wie haben Sie diesen Wechsel erlebt?

Die größte Veränderung war für mich die Umstellung von meiner Teilzeit-Tätigkeit in der Akademie zu der Vollzeit-Stelle im Luxembourg Philharmonic. Es war schwieriger, Zeit zum Üben zu finden. Außerdem waren die Proben intensiver als zuvor. Darüber hinaus gibt es eigentlich keinen Unterschied. In unserer Bratschensektion sind alle überaus freundlich zu mir. Ich bin entspannt und fühle mich wirklich wohl.

Als ich in der Akademie war, lebte ich mit den übrigen sechs Akademisten in einem Haus. Jetzt habe ich meine eigene Unterkunft. Trotzdem treffen wir uns regelmäßig, denn die Verbindung, die wir zueinander aufgebaut haben, ist immer noch da.

Wie und wann haben Sie das erste Mal von der LPOA und/oder dem Luxembourg Philharmonic erfahren?

Auf die LPOA bin ich durch die Plattform muvac aufmerksam geworden. Damals war ich auf der Suche nach einer Stelle. Als ich von dem bevorstehenden Vorspiel für die Akademie erfuhr, habe ich mich entschieden, mich zu bewerben. Eins führte zum anderen und nun bin ich hier.

Erinnern Sie sich daran, welche Werke Sie während Ihres Vorspiels für das Luxembourg Philharmonic vortragen mussten?

Vor allem erinnere ich mich an Leoš Janáček’s Sinfonietta. Es ist ein sehr schwieriges Stück, da es sehr technisch ist und man auf seine Intonation achten muss. Ich erinnere mich, dass ich dieses Stück sehr oft geübt habe. Weil es kompliziert ist, sich während des Spiels selbst zu beobachten, denke ich, dass es von großem Vorteil ist, sich dabei aufzunehmen. Es gibt einem entscheidende Einblicke in Aspekte, die man verbessern kann.

Haben Sie einen Rat für Musikerinnen und Musiker, die ein Vorspiel vorbereiten oder gerade eine Orchesterstelle angetreten haben?

Fürs Probespiel ist mein Rag, so gut vorbereitet und entspannt wie möglich zu sein. Es ist wichtig, selbstbewusst zu spielen. Vorbereitung und Selbstvertrauen gehen Hand in Hand. Während der Vorspiele tendiert man dazu, Angst davor zu haben, stark zu spielen und sich zu zeigen. Es gilt das Gleiche wie für das echte Leben: Habe keine Furcht davor, Fehler zu machen und zögere nicht, zu spielen. Sobald du anfängst zu zögern, breitet sich das wie ein Virus aus und erreicht auch die Menschen um dich herum. Der Versuch, alles perfekt zu machen, ist paradoxerweise auch ein Hindernis.

Gibt es ein Konzert während Ihrer Zeit in der LPOA oder dem Luxembourg Philharmonic, an das Sie sich besonders erinnern?

Sehr gut erinnere ich mich an das Dvořák-Programm, das wir (Luxembourg Philharmonic) im Februar 2022 gemeinsam mit Jukka-Pekka Saraste und Sol Gabetta gegeben haben. Bei diesem Konzert war mein Vorspieler krank. Ich musste neben dem Stimmführer und gleichzeitig vor einem großartigen Dirigenten sitzen. Die Nachricht habe ich erst fünf Minuten vor der Probe erhalten; damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Ich war unglaublich nervös, aber am Ende lief das Konzert sehr gut. Ich musste ein kurzes, aber kompliziertes Solo spielen, für das ich viel geübt habe.

Welche Musikerinnen und Musiker inspierieren und beeinflussen Sie am meisten? Welche besonderen Techniken haben Sie in den letzten Jahren erworben?

Es ist schwer, darauf zu antworten. Ich höre gerne alte Aufnahmen. Wenn ich einen Geiger und einen Bratschisten auswählen müsste, wären es Fritz Kreisler und William Primrose. Ihr Klang und ihre Art zu spielen sind besonders. Im Hinblick auf ihr individuelles Spiel waren sie für meine eigene musikalische Entwicklung wichtig und ich kann nur empfehlen, ihre Aufnahmen zu hören.

Aber ich habe auch viel von meinen vier Lehrern in Japan und Antwerpen sowie von den Mitgliedern des Luxembourg Philharmonic gelernt.

Momentan arbeite ich an der Alexander-Technik. Es ist eine Technik, die für eine bessere Haltung und bessere Bewegungsabläufe hilfreich ist. Sie ermöglicht es, Problemen vorzubeugen, die durch schlechte Gewohnheiten entstehen. Ich nutze sie vor allem, um Verletzungen zu vermeiden und eine gute Verbindung zwischen meinem Körper und meinem Instrument herzustellen. Manche dieser Techniken können auch dazu genutzt werden, das eigene Spiel zu verbessern. Ich kann nur jedem ans Herz legen, diese Technik zu erlernen.

Haben Sie ein Lieblingssolo innerhalb des Orchesterrepertoires?

Ich mag Ravel’s Ma Mère l’Oye. Im letzten Satz gibt es ein Bratschensolo, das in sehr hoher Lage und sehr nah am Körper des Instruments gespielt wird. Französische Komponisten und französisches Repertoire gefallen mir sehr gut.

Wie lange spielen Sie schon Bratsche und warum haben Sie sich für dieses Instrument entschieden? Was macht es so besonders?

Ich habe im Alter von drei Jahren angefangen, Geige zu spielen, und habe mit 15 Jahren zur Bratsche gewechselt. Als ich die Musikhochschule in Tokyo besuchte, legte ich Prüfungen für Geige und Bratsche ab. Leider war ich bei der Geigenprüfung nicht erfolgreich. Deshalb beschloss ich, bei der Bratsche zu bleiben. Letztendlich bevorzuge ich die Bratsche wegen ihres tieferen Klangs. Mit ihr fühle ich mich verbundener. Außerdem habe ich eine ziemlich große Hand, weshalb das Spielen auf der Bratsche für mich angenehmer ist.

Gibt es neben dem Luxembourg Philharmonic ein Orchester, das Sie besonders mögen?

Das Luxembourg Philharmonic ist mein erstes Orchester, deshalb nenne ich es selbstverständlich zuerst. Als Kind habe ich es geliebt, gemeinsam mit meinem Vater die Neujahrskonzerte der Wiener Philharmoniker unter der Leitung von Carlos Kleiber zu gucken.

In welchem Konzertsaal würden Sie gerne einmal mit dem Luxembourg Philharmonic auftreten? Wieso?

Ich wünsche mir, einmal mit dem Luxembourg Philharmonic nach Japan zu reisen und dort in der Suntory Hall in Tokyo zu spielen. Es ist ein unglaublich luxuriöser Konzertsaal mit einer herausragenden Akustik. Für Japanerinnen und Japaner ist es ein sehr wichtiger Ort, vor allem für Musikerinnen und Musiker.

Wo haben Sie gelebt, bevor Sie nach Luxemburg gekommen sind, und wie gefällt es Ihnen hier? Gibt es etwas, dass Sie besonders schätzen?

Bevor ich nach Luxemburg gekommen bin, habe ich in Tokyo und im belgischen Antwerpen gelebt. Mit 22 Jahren schloss ich mein Studium an der Tokyo University of the Arts ab. Zum Studieren und Arbeiten wollte ich schon immer nach Europa kommen. Weil ich einen der Professoren in Antwerpen kannte, habe ich beschlossen, direkt dorthin zu ziehen.

Mein erster Besuch in Luxemburg hing mit dem LPOA-Vorspiel zusammen.

Meine ersten Eindrücke von Luxemburg, als ich hergezogen bin, waren sehr positiv. Luxemburg Stadt ist sehr schön und ich erinnere mich daran, dass mich der Blick von der Pont Adolphe beeindruckt hat.

Wie denken Sie über die Teilnahme an einer Akademie vor dem Antreten einer Vollzeit-Orchesterstelle?

Alles in allem bereitet die Akademie einen sehr gut auf den Orchesterberuf vor. Man gewinnt neue Erfahrungen und wird ein besserer Musiker. Ob man allein oder in einem Orchester musiziert, macht einen großen Unterschied. Das muss man lernen. Dennoch ist es nicht für jeden das Richtige. Meiner Ansicht nach kann man nur wissen, ob eine Akademie von Nutzen für einen ist, wenn man ihr beitritt. Aber das ist nur meine Meinung. In meinem Fall war es von Vorteil.

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