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Ein Gefühl für das große Ganze

von Christoph Gaiser
ein Schwarz-Weiß-Bild von Hélène Grimaud, stehend, den Blick auf den Boden gerichtet und ihr Gesicht berührend

Sie bezeichnet sich als «Renaissance woman» und in der Tat steht Hélène Grimaud in der Vielseitigkeit ihrer Begabungen und Interessen und in der Breite ihres künstlerischen Wirkens in der Tradition der Universalgelehrten und kunstsinnigen Führungspersönlichkeiten vergangener Jahrhunderte. Ebensogut könnte man die aus Aix-en-Provence stammende, mittlerweile in den USA lebende Pianistin, Autorin und Naturschützerin aber auch als Romantikerin bezeichnen. In ihrer künstlerischen Praxis spiegeln sich eine starke Verbundenheit mit der Natur und eine kompromisslose Subjektivität. Einem feinsinnigen Dichter und Denker wie Novalis fühlt sie sich besonders verbunden, aber auch mit der bald überschwänglichen, bald zurückhaltend-intimen Musik Robert Schumanns oder Johannes Brahms’ kann sie denkbar viel anfangen. Bereits als 16-Jährige veröffentlichte sie ihre erste CD mit virtuosen Werken des Spätromantikers Sergej Rachmaninow und dank der Förderung durch ältere Kolleginnen und Kollegen wie Daniel Barenboim, Martha Argerich und Claudio Abbado gelangte sie schnell zu weltweiter Berühmtheit. Neben dem Standardrepertoire war in ihrem Konzert- und Aufnahmekalender stets Platz für Raritäten wie Richard Strauss’ Burleske oder Arvo Pärts Credo, in letzter Zeit hat sie sich zudem stark für das Schaffen des ukrainischen Komponisten Valentin Silvestrov eingesetzt. Auch neuen Formaten und Ausdrucksbereichen gegenüber ist sie aufgeschlossen. Zu nennen sind ihre Zusammenarbeit mit dem Musiker, DJ und Produzenten Nitin Sawhney oder dem bildenden Künstler Douglas Gordon und nicht zuletzt das Multimedia-Projekt Woodlands and Beyond, das sie zusammen mit ihrem Ehemann, dem Fotografen Mat Hennek entwickelte. In der Philharmonie Luxembourg spielte sie erstmals im Jahre 2007, neun Mal ist sie seither hierher zurückgekehrt, um solistisch oder mit anderen zu musizieren. In der Saison 2023/24 wird sie als Artist in residence insgesamt viermal in der Philharmonie zu erleben sein. Mit zwei verschiedenen Orchestern wird sie Konzerte von Wolfgang Amadeus Mozart und Brahms zur Aufführung bringen. Mit der ellistin Sol Gabetta gibt sie im Oktober einen Duoabend, mit dem Bariton Konstantin Krimmel wird sie schließlich im Juni einen Liederabend gestalten.

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